„Erziehungsratschläge eines Kindes“

(in Anlehung an Lucia Feider)

  1. Gib nicht immer nach! Ich weiß sehr wohl, dass ich nicht alles bekommen kann, wonach ich frage. Ich will dich nur auf die Probe stellen!
  1. Weise mich nicht im Beisein anderer Leute zurecht, wenn es sich vermeiden lässt! Ich werde deinen Worten viel mehr Bedeutung schenken, wenn du mich nicht blamierst.
  1. Sei nicht ängstlich mit mir! Schenke meinen kleinen Unpässlichkeiten nicht zu viel Aufmerksamkeit. Sie verschaffen mir manchmal die Zuwendung, die ich benötige.
  1. Sei nicht fassungslos, wenn ich dir sage: „Ich hasse dich!” Ich hasse nicht dich, sondern deine Macht, meine Pläne zu durchkreuzen.
  1. Bewahre mich nicht immer vor den Folgen meines Tuns! Ich muss auch manchmal peinliche oder unangenehme Erfahrungen machen.
  1. Mach keine „leeren” Versprechungen! Bedenke, dass ich mich schrecklich im Stich gelassen fühle, wenn Versprechen gebrochen werden.
  1. Unterbrich mich nicht, wenn ich Fragen stelle! Wenn du das tust, werde ich mich nicht mehr an dich wenden, sondern versuchen, meine Informationen woanders zu bekommen.
  1. Sag nicht, meine Ängste seien albern! Sie sind erschreckend echt, aber du kannst mich beruhigen, wenn du versuchst, sie zu begreifen.
  1. Versuche nicht, immer so zu tun, als seist du perfekt und unfehlbar! Der Schock ist für mich zu groß, wenn ich herausfinde, dass du es doch nicht bist.
  1. Denke nicht, es sei unter deiner Würde, dich bei mir zu entschuldigen. Deine ehrliche Entschuldigung erweckt in mir ein überraschendes Gefühl der Zuneigung.
  1. Vergiss nicht, wie schnell ich aufwachse! Es muss für dich sehr schwer gewesen sein, mit mir Schritt zu halten – aber bitte versuch’s!